An einem Juniwochenende machte ich mich auf den Weg ins Allgäu, um dort den Ama zu besuchen. Mit dem anfangs überfüllten Zug kam ich mittags in Immenstadt an, wo der Ama mich bereits erwartete. Gleich gings los zum Rottachberg
– einem Nagelfluhfelsen mit langen, ausdauernden und überwiegend schwierigeren Routen. Anfangs war ich des Gesteins wegen noch etwas skeptisch, doch schon nach der ersten Tour stellte sich heraus, das die runden Kiesel bombenfest zusammengebacken sind. Schon bald hatten wir viele der „leichteren“ Touren gemacht und wagten uns ins steilere Gelände. Ama konnte „Berlin wall“ 8+ flashen, mir gelang sie im zweiten Versuch. Motiviert von unserer Leistung gelang mir die „Stairway to häven“ 8+/9- im ersten Versuch und auch Ama hakte die Tour beim zweiten Versuch ab. Bei den nächsten Routen spürten wir dann unsere Arme schwerer werden und packten darauf unsere Sachen.
Wir fuhren ein Stück nach Burgberg und stiegen von dort mit strammen Schritt dem Grünten entgegen. Mit den letzten Sonnenstrahlen und einem Panorama im perfekten Abendlicht erreichten wir den Gipfel. Hungrig vom Aufstieg setzten wir gleich einen Topf Nudelwasser auf und genossen die Abendstimmung. Endlich waren die Nudeln soweit, Pesto drüber und fertig, hmmm lecker! Der frische Wind hier oben verleitete uns dazu schon bald in die wärmenden Schlafsäcke zu kriechen und von dort aus den restlichen Abend zu geniessen.
Sehr früh waren wir wieder wach, gerade rechtzeitig für einen traumhaften Sonnenaufgang. Aus den Schlafsäcken genossen wir bestes Alpenglühen und freuten uns auf den bevorstehenden Tag. Nach einer knappen Stunde Abstieg frühstückten wir am Auto und entschlossen uns nach Füssen zu fahrn. Nach einer kleinen Polizeikontrolle gings weiter zum Fels: die Weißhauswand bietet einige Kalkklettereien im 7.Grad die aber allesamt eher unlohnend sind, wegen brüchigem und dreckigem Fels sowie einem steilen, schlammigen Wandfuss. Der Hunger trieb uns zu einer Gastwirtschaft in Alterschrofen wo wir mit Fleisch, Spargel und Pommes den Magenknurren entgegenwirkten. Nach dem Essen fuhren wir weiter nach Schwangau, zu unserem eigentlichen Ziel: Schloss Neuschwanstein! Schmarrn, natürlich nicht…. Unser Ziel war ganz klar Schloss Hohenschwangau! Nein, das war natürlich auch nicht unser Ziel, ganz im Gegensatz zu den Massen an anderen Leuten hier… Das einzige was wir mit den Touristen teilten war der kostenpflichtige Parkplatz, denn von hier kamen wir schnell zum Alpsee. Und da wollten wir hin, genauer gesagt zu den Felsen an dessen Nordufer, denn da gibt’s eine kleine, feine deep-water-solo Route, die wir uns bei dem Wetter nicht entgehen lassen konnten.
Mit dem geliehenen Ruderboot (gibt’s für 4,50€ pro halbe Stunde) padelten wir, einmal quer über den See zu den Felsen. Ama wagte sich als erster in die gut 10 Meter hohe, leicht überhängende und ziemlich brüchige Kante. Ich ruderte ein Stück weg und konnte ein paar schöne Fotos knipsen.
Nach dem Sprung vom Top ins (gar nicht mal so) kühle Nass war ich an der Reihe. Anfangs etwas (na gut, eigentlich sehr) verkrampft legte ich los, bei jedem Zug kurz vor dem Abkratzen weil irgendwie fast alle guten Griffe lose waren… aber nach obenhin wurde es etwas leichter und ging auch besser. Ich war schon nass, bevor ich mich von oben in den klaren, türkisblauen Alpsee fallen lies. Ein toller Moment, direkt aus der senkrechten Wand 10 Meter ins Wasser zu hüpfen und das alles mit Gebirgspanorama!
Wir kletterten beide noch ein bisschen herum, drehten noch eine Runde mit dem Boot auf dem See (lohnt sich!) und legten schließlich wieder an. Und schon wars wieder vorbei, das Wochenende – viel zu schnell. Mit hungrigem Magen und ohne Geld musste ich in Kempten noch eine Stunde auf den Zug warten, ehe es zurück nach Nürnberg ging.
Beni Köstler Juni 2009