Der zweite Teil des Hochtourenkurses fand auf der Wiesbadener Hütte in der Silvrettagruppe statt. Jana, Tobi und ich trafen etwas verspätet dort ein, weil wir erst abends in Nürnberg starten konnten. Nachts ging es mit dem Fahrrad vom Parkplatz an der Bielerhöhe, entlang des Silvrettastausees und vorbei an verschlafenen Kühen zur Hütte rauf.
Nachdem wir unsere Gruppe nicht wecken wollten und ganz abgesehen davon gar nicht wussten wo sie liegen, legten wir uns in ein freies Lager und schliefen dort. Aber nicht lang, denn um acht Uhr weckte uns der Hüttenwirt und wir frühstückten. Ein Teil der Gruppe war schon losgegangen um Steigeisentechniken auf dem Blankeis zu üben. Unser Teil der Gruppe (Rainer, Hanna, Daniel, Jana, Holgi, Tobi und ich) machte sich also etwas verspätet auf den Weg zu einem Bergschrund um dort Spaltenbergungstechniken zu üben. Das Übungsgelände war wie geschaffen dafür und nach ein paar Stunden hatte jeder mal an jeder Position gearbeitet.
Spontan entschieden wir uns noch dazu, die Dreiländerspitze zu besteigen, was sich anbot, weil wir eh schon fast oben waren. Der Weg führt über den zugeschneiten Gletscher und das letzte Stück in leichter Kraxelei über einen Felsgrat zum Gipfel.
Hier oben verläuft zum einen die Grenze zwischen Tirol und Vorarlberg sowie auch die Landesgrenze zwischen Österreich und der Schweiz, daher der Name.
Nach einer kurzen Gipfelrast stiegen wir im einsetzenden Schneetreiben wieder ab bis zum Gletscher, seilten uns dort an und stapften bergab bis zu einer Blankeisstelle. Dort lernten wir verschiedene Gehtechniken mit Steigeisen, sowie den richtigen Pickeleinsatz. Außerdem wurden uns unterschiedliche Methoden für Fixpunkte zum Abseilen gezeigt (z.B. wie man eine Eissanduhr baut). Abends waren wir zurück auf der Hütte, wo wir uns zum Rest der Gruppe in die gute Stube gesellten und uns etwas (wenig) zu Essen und etwas (mehr ;)) zu trinken gönnten. Nach Planung und Besprechung der morgigen Tour ging es dann ins Lager.
Am Sonntag hies es früh aufstehen. Reges Treiben herrschte in der Hütte während des Frühstücks. Pünktlich um sieben Uhr marschierten wir los Richtung Ochsentaler Gletscher. Mit uns machte sich auch der Rest der Hütte auf den Weg Richtung Gletscher. In weiser Voraussicht haben wir für heute unsere Tour aufs Silvrettahorn geplant, um dem Massenansturm auf den Piz Buin zu entgehen. Der Weg über den Gletscher war gut ohne Steigeisen zu machen, da noch recht viel Schnee lag. Obwohl der blaue Himmel heute morgen sehr viel versprechend aussah, meinte es das Wetter nicht gut mit uns. Mitten auf dem Gletscher zog es zu und fing an stark zu Winden und zu Schneien. Wohl dem, der sein T-Shirt gut in die Hose gestopft hat :). Das letzte Stück zum Gipfel führt über felsiges Gelände mit ein paar ausgesetzten aber leichten Gratstellen.
Die Aussicht am Gipfel war dank des Wetterumschwungs überragend…
Nach dem Abstieg machten wir an einer windgeschützten Stelle Brotzeit und stiegen danach bis zum Gletscherbruch ab. Hier legten wir Steigeisen an und tobten uns noch ein bisschen im steileren Eis aus. Dann beschlossen wir, uns allmählich auf den Weg ins „Kaiserschmarrngebirge“ (Zitat Rainer) zu machen. Dort angekommen liesen wir zusammen bei Kaffee und Kaiserschmarrn noch mal das Wochenende revue passieren. Wir haben mal wieder viel sinnvolles gelernt:
wenn das T-Shirt zu kurz ist wird’s kalt am Rücken
der Knoten ist immer im Weg
wenn der Schnee nach dem Pinkeln gelb ist muss mehr getrunken werden (aber kein Bier!)
Laufe nicht auf der Spalte entlang, sondern quer dazu 🙂
Anschliessend ging es für die anderen an den Abstieg, für Jana, Tobi und mich an die Abfahrt! Jetzt wurden wir für die nächtlichen Strapazen am Freitag belohnt. In nur 25min warn wir am Parkplatz und hatten einen Heidenspass bei der Abfahrt. Doch damit nicht genug, Jana und ich liesen uns die Silvrettahochalpenstrasse nicht entgehen und genossen noch mal 30 Serpentinen Fahrspass pur! (Danke Tobi!)
Beni Köstler Juli 2009