Bergmariechen unter Palmen – Tessin 2009

MichihAlles begann am Mittwoch nachmittag, als nach unzähligen Regentagen endlich mal wieder die Sonne am Himmel stand, sozusagen als Vorbote für die nächsten Tage im Süden. Acht gut gelaunte, urlaubsreife Bergmariechen (Tobi, Michi Z., Michi H., Marco, Sabrina, Nora, Christian, Jochen und Beni) trafen sich am Jugendturm und machten sich im schicken neuen Jugendbus auf den Weg nach Davos. Nach einer angenehmen Fahrt waren wir mitten drin in den winterlich verschneiten schweizer Bergen und wurden von einer braun gebrannten Nena in deren Ferienwohnung empfangen. Der Abend wurde noch sinnvoll genutzt und zwar zum Poporutschen ohne Poporutscher in der beleuchteten Halfpipe am Ortsrand von Davos. Im nu waren die Hosen nass aber der Spass verdrängte jeden Gedanken an das inzwischen gefrorene Hinterteil. Hotel Nena war an diesem Abend mal wieder völlig überbelegt, sogar am Balkon wurde es eng.

Am nächsten Morgen entschlossen wir uns für eine kleine Winterwanderung durch das verschneite Flüelatal bevor wir uns von Nena verabschiedeten und unsere Fahrt Richtung Lago Maggiore fortsetzten. Nachmittags kamen wir am Zeltplatz Piccolo Paradiso bei Avegno im Maggiatal an und trafen dort auf Tobi Handke und Silvia die hier ebenfalls Urlaub machten. Mit 16 helfenden Händen waren die beiden Zelte schnell aufgebaut, so dass wir den restlichen Tag noch zum Klettern nutzen konnten. Die Platten von Ponte Brolla boten sich an, um sich an die Kletterei und den Fels zu gewöhnen und die letzten Sonnenstrahlen des Abends einzufangen. Zurück am Platz wurde gekocht, geschlemmt und dann gings in die Schlafsäcke.

Etwas durchgefroren von der doch recht kalten Nacht fanden sich die Mariechen nach und nach zum Frühstück ein. Es wurde beschlossen zum Klettern nach Arcegno zu fahren, etwa 10 min vom Zeltplatz. Bis der richtige Sektor gefunden war, dauerte es ein wenig und während die einen suchten, liesen sich die anderen die Sonne auf den Bauch scheinen und genossen den Blick auf die umliegenden Berge. Am Fels angekommen war aber Schluss mit faulenzen, stattdessen wurde mehr oder weniger genüsslich geklettert.

Spätestens jetzt war es da, das Urlaubsgefühl – Hirn auf Durchzug gestellt (gut, dass is ja bei manchen immer so… d’oh!) und sich auf das wesentliche beschränken: Sonne, Fels, ein Haufen lustiger Mariechen, Essen und Panorama. Nach dem Klettern gings noch zum Baden an den Sandstrand von der Maggia. Obwohl das Wasser sehr sehr kalt war plantschten einige von uns minutenlang im kühlen nass, mussten aber mit Parkinson ähnlichen Zuständen dafür bezahlen. Das Abendessen war wieder lecker und (über-)füllte unsere Bäuchlein.

Wieder war die Nacht bitterkalt, sogar so kalt, dass es am Morgen einen 10cm hohen Eisstalagmit vor dem Zelt zu bewundern gab. Heute düsten wir nach Osogna zum Baden und klettern. Schon letztes Jahr bewunderten einige von uns die Wasserfälle und Gumpen unterhalb der Wand, dieses Jahr konnten ein paar von uns dem Drang nicht wiederstehen und seilten sich in Badehose durch einen 15m Wasserfall ab.

Einer war sogar so fasziniert von der Aktion das er gleich seine Badesachen direkt am Wasserfall deponiert hat, damit er sie beim nächsten mal nicht extra mitnehmen braucht 🙂 Am Fels trafen wir auf Ama und Daria, die von Bonaduz aus hergefahren waren, um auch etwas Platten zu schleichen. Den Rest des Tagen vergnügten wir uns also in den geneigten Mehrseillängenrouten von Osogna, bis die Sonne hinterm Berg verschwand und die Füße vom klettern schmerzten. Im Dunkeln waren wir zurück im Piccolo Paradiso, kochten noch und legten uns schlafen – die Dicken (Schlafsäcke) außen und die Dünnen (Schlafsäcke) im Zelt.

Wie immer gabs auch heute Morgen ein sonniges Frühstück und gleich danach wurde gepackt. Tobi und Michi H. legten einen Ruhetag ein und zogen in Badehose, mit Gurt und Seil los, um den felsigen Canyon der Maggia zu erkunden. Sie hatten jede Menge Wasserspass mit Abseilen, Pendeln, Gumpenspringen, Strandbouldern und einfach nur in der warmen Sonne chillen.

Der Rest der Truppe zog diese Option nicht in Erwägung, sondern machte sich zu Fuß auf den Weg zu den Felsen oberhalb von Avegno. Bei einer Brücke machten wir einen Zwischenstop und übten Prusiken und Spaltenbergung. Weiter wanderten wir den Berg rauf, in allem Übereifer verpassten wir den Abzweig und standen auf dem Fels, statt unter dem Fels… Aber wir ham ja Urlaub und deshalb machen wir ez erst mal gar nix! In die Sonne legen, die Aussicht genießen und ein ordentliches Vesper verdrücken war angesagt. Dann gings ganz gemütlich zum Wandfuß, wobei die Gruppe sich teilte und unterschiedliche Strategien verfolgte, um dort hinzugelangen. Christian, Sabrina, Nora und Michi Z. Seilten ab, Marco und Beni gingen zu Fuß. Am Standplatz der ersten Seillänge trafen wir uns wieder. Die Route, die Marco und ich kletterten war der totale Rotz… zugewachsen mit Brombeeren und wenige, alte Haken, nur die letzte Seillänge entschädigte uns ein wenig. Wir machen noch eine zweite Tour, welche geniale Kletterei über 4 Seillängen bot, die anderen kletterten parallel zu uns an einer hübschen Kante rauf. Der Tag klang gemütlich mit einem Schluck Wein am Lagerfeuer aus.

Der Tag der langen Touren teilte die Gruppe in mehrere Seilschaften: 
1) die Krüppel (Jochen & Christian & Marco in der Zweierseilschaft)
2) die Sissis (Helmut [Name geändert, weil Tobi nicht zu den Sissis gezählt werden will] & Beni alias Tangasissi)
3) die Michis (Michi & Michi – wär hätts gedacht!)
4) und natürlich unsere Prinzessinen (Sabrina & Nora wie immer top gestylt)
Geschäftiges Treiben beherrschte die Stimmung an diesem Morgen, es wurde gepackt und geplant. Gemeinsam liefen wir das Maggiatal runter bis unterhalb des Monte Grazo, dort stiegen die Sissis zum Wandfuß auf und die anderen wanderten weiter zur Speroni (Quarzader). Ohne Probleme fanden wir den Einstieg der Alhambra und kletterten zügig die ersten Längen. Der untere Teil der Route ist eher plattig geprägt, oben wurde es steiler und griffiger. Nach der ersten anspruchsvollen 6a+ Platte lies der Speck spürbar nach. In der Wand war es bruzzelheiß und so war die Freude über ein schattiges Pausenplätzchen groß. Nach dem kurzen Laufstück folgten geniale Seillängen welche kaum Kraft aber jede Menge Technik vom Kletterer forderten.

Zufrieden und glücklich erreichten wir nach sechs Stunden in der Wand den Ausstieg und genossen den Blick auf den Lago Maggiore, anschließend ging es wieder runter. Der Abstieg zur Abseilpiste ist steil und forderte nochmal Konzentration, das Abseilen ging fix. Heute hatten wir uns eine Dusche verdient, glücklicherweiße hatte Tobi noch welche von den heiß begehrten Duschfranken. Beim Essen wurden die Erlebnisse des Tages ausgetauscht, auch den Speroni-Seilschaften hat es gut gefallen… bis auf den Abstieg. Abends erreichte uns frischer Bergmariechen/Juma-Nachschub in Form von Susi, Bernhard und Alex.

Sodala, heut gings mal zum Klettern. Wohin? Nach Arcegno weils so schön und so nah is. Wir tobten uns bei Sonnenschein in der Vertikalen aus. Der Fels hier ist sehr rauh, die Hornhaut ging schnell flöten. Aber die Routen im Sektor Fiama waren der Hit, also wurde fleißig weitergeklettert. Tobi hängte sich in die Wand und hat professionelle Bilder geschossen.

Im lichten Kastanienwald am Wandfuß gabs dann ganz viel zu Essen was uns alle erfreute. Ein paar Boulderblöcke befinden sich auch direkt unterhalb vom Fels, für Abwechslung war also gesorgt. Auf dem Rückweg zum Zeltplatz machten wir noch nen Ausflug in die Maggia Schlucht und bewunderten die Formen die das Wasser in den Fels geschliffen hat. Nach dem Abendessen gabs wieder ein schönes Lagerfeuer.

Den Tobi drängte das Boulderfieber, auch Susi lies sich anstecken, und so machten sich die zwei auf den Weg nach Chironico, einem Boulderparadies am Berg mitten im Kastanienwald.

Bernhard und Michi wollten heute die Alhambra machen und der Rest wanderte zu den Platten unterhalb des Monte Grazo. Die Routen hier sind etwas fad, deshalb machten wir auch nur eine 4 Seillängenroute und verbrachten fast den restlichen Tag mit Essen. Nachdem Nora Arons Kater schöne Grüße ausgerichtet hat spatzierten wir erneut ins Bachbett der Maggia, zum abseilen und Prusiken oder einfach zum Entspannen. Abends dann kamen Heike und Paul am Zeltplatz an und ausgerechnet heute tröpfelte es, so dass alle im Zelt schlafen wollten und es etwas eng wurde.

Noch ganz in der Früh, bevor die anderen wach waren tummelte sie davon, die Nora. Hinfort ins schöne Engadin zum Skitourengehen. Der Rest blieb da, im schönen Tessin wo der Frühling langsam Einzug hielt. Wir entschieden uns nochmal für Osogna wo es immer noch viele schöne Touren zu klettern gibt. Besonders eine 6c+ Platte hatte es uns angetan, völlig verrückt so was… Im linken Teil des Sektors Terrible Bosch gibt’s richtig lohnende, lange Routen mit Rissen, Schuppen, Verschneidungen, Platten und allem drum und dran. Der Tag neigte sich dem Ende zu und wir fuhren zurück nach Avegno. Abendessen und Wein gabs heut direkt am Lagerfeuer.

Heute teilte sich die Gruppe auf, ein Teil fuhr zum Bouldern, ein Teil Sportklettern und der Rest machte die Mehrseillängenroute Quarzader auf vielfache Empfehlung der anderen. Die ersten 6 Seillängen sind plattig und boten wenig Abwechslung, dafür wird’s oben raus steiler mit Rissen und allen möglichen Mineralen und Kristallen (der Name ist Programm). Nach insgesamt 11 Seillängen erreichten Alex, Paul, Heike und Beni fröhlich den Ausstieg und liesen den Blick über die umliegenden Gipfel und die schöne Wolkenstimmung schweifen.

Der Abstieg zurück ins Tal war ziemlich mühselig, da der Weg schlecht ausgetreten ist, und oft durch Gestrüpp und nasse Felsplatten führt. Nach dem Essen versammelte sich die Gruppe am Lagerfeuer, bis uns der einsetzende Regen ins Zelt trieb.

In der Nacht und am nächsten Morgen regnete es weiter und der vorher sandige Platz hatte sich in ein Matschfeld verwandelt. Zum Frühstück quetschten wir uns alle in ein Zelt und beschlossen dabei, schon heute abzureisen statt morgen. Schnell war alles zusammengepackt und es ging sehr flott zurück nach Nürnberg. Mit viel Sonne im Gepäck und wenig Haut an den Fingern kamen wir gegen 16:30 Uhr am Jugendturm an, dort wurde noch das Material verstaut und der Bus geputzt.

War gar nicht mal so schön, nicht, nicht, nein doch nicht.
Oder einfach:
Schön wars mal wieder – mal sehn, wo uns die nächste Fahrt hinbringt!

Beni Köstler im April 2009

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