Wie immer standen wir möglichst früh auf und verluden unser Gepäck auf den zwei bestellten Taxis. Nach einer kurzen, aber wilden Fahrt nach Zabeshi, unserem Ausgangspunkt unserer Tour ging es dann los. Naja, eigentlich wurden wir nur 300m vor unserem Ausgangspunkt gebracht. Denn wir waren laut unseres Fahrers zu schwer, deswegen hat sich wieder einmal ein Reifen dazu entschieden zu platzen.
Wir wurden von unseren zwei Guides begrüßt und hatten die Möglichkeit einige Rucksäcke auf drei Packpferde zu verteilen.
Langsam aber sicher schlängelte sich unsere Kolonne immer weiter hoch in den Kaukasus. Durch einen lichten Wald, ging es dann über die Hochstaudenfluren, weiter hoch über einen Hügel mit Traumblick auf den Ushba. Die Eigerwand der Sowjetunion wie er uns vorgestellt wurde. Angeblich mit einer der schwersten Berge im Kaukasus, wenn auch nicht der höchste. Leider ist an diesem Tag auch mein Makroobjektiv gestorben und wollte dann als schwerer nutzloser Elektrohaufen trotzdem weiter geschleppt werden. Ärgerlich!
Unser Tagesziel war Adeschi. Hier wurden wir auf die Häuser von drei Familien aufgeteilt von denen wir mal wieder sehr lecker versorgt wurden.
Abends gab es dann noch einige Reitstunden für einige von uns. Beni der wie wir alle noch nie auf einem Pferd saßen wollte allerdings erst einmal klein anfangen und hat versucht den Hund von unserem Haus zu reiten. Dieser fand das nicht gerade lustig und innerhalb einer Bruchteil von einer Sekunde wurde aus einem weißen, flauschigen Hund ein ziemlich böser Wolf der gefährlich schnappt und knurrt. Nachdem alle möglichen Leute mehr oder weniger elegant ihre ersten Reitversuche hinter sich gebracht hatten, wollte das Pferd ebenfalls nichts mehr.
In der nächsten Früh ging es weiter in Richtung Iprali, unser Tagesziel für heute. Diese Etappe war einfach der Wahnsinn. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Berge, Gletscher, Flüsse … einfach alles, und das halt groß und unberührt.
Als wir nach einer langen und anstrengenden Tour endlich in Iprali ankamen wurden wir sehr positiv von unserer Unterkunft überrascht. Heiße Duschen, edle Zimmer, jeweils farbig angehaucht (Die Mädels haben sich natürlich das pinke Zimmer geschnappt) gab es wie nicht anders zu erwarten wieder einmal sehr leckeres Essen.
Zum gleichen Zeitpunkt haben wir auch erfahren, dass unser Prof Benis Erfahrung mit Hunden etwas weiter ausgeführt hat. Anstatt wegzurennen, wurde das „Hol die Steinchen“-Spiel gespielt. Das fanden die Hunde anscheinend nicht lustig und es kam zum wieder einmal zum Hulkeffekt und die Hunde verwandelten sich zu Wölfen. Mehrere offene Wunden, zerrissene Hose, zerbissenes GPS und die Ungewissheit wegen Tollwut war die Folge. Für ihn war erst einmal klar, runter ins Tal und so schnell wir möglich ins Krankenhaus.
Zum Glück konnten wir gleich in der nächsten Früh ein Auto anhalten, dass sich bereit erklärt hat, unseren Prof runter nach Mestia zu bringen.
Der Rest der Gruppe lief die letzte Tagesetappe die Schotterpiste weiter rauf nach Ushgulli, dem angeblich höchstgelegenem dauerhaft bewohnten Dorfes Europas. Ob das stimmt wissen wir nicht, jedenfalls liegt dort mit ziemlicher Sicherheit die höchstgelegende Zapfanlage. Dazu aber später mehr.
In Ushgulli wurden wir erstmal wieder bei einer sehr netten Familie untergebracht und schlugen unser Basislager für die nächsten zwei Tage auf.
Der Nachmittag wurde damit verbracht sich von wütenden Hunden anknurren zu lassen, ins Wasser zu hüpfen und die Blöcke rund um Ushgulli unsicher zu machen. In atemberaubender Landschaft putzten wir einen Block an dem wir einige Boulder erstbegehen konnten.
Der folgende Tag wurde im Auftrag der Wissenschaft verbracht. Da Ulli ihre Bachelorarbeit über die Waldgrenzen im Kaukasus schreibt, durften wir Bäume anbohren um an ihre Jahresringe zu gelangen. Das heißt erstmal einen geeigneten Nord- sowie einen Südhang ausfindig machen und jeweils 15 Bäume anbohren. Eine anstrengende, aber spaßige Arbeit.
Diejenigen, die nicht mit Bäume anbohren durften, blieben im Ort und haben die Nutzungsflächen kartiert. Danach wurde der Arbeitstag an der höchstgelegenen Bierzapfsäule Europas für beendet erklärt. Dummerweise war die Zapfanlage schneller leer, als den meisten lieb war.
Endlich hatten uns unsere Autos wieder. Am nächsten Tag, ging es wieder zurück nach Mestia und schließlich weiter in ein Seitental um den Ushbagletscher zu betrachten. Dummerweise kamen wir nicht über den Fluß, da die Strömung mit all dem Schmelzwasser doch etwas zu stark war. Also Zeltlager aufschlagen und hoffen, dass sich ein paar Bären blicken lassen. Bei Lagerfeuer und Wein ging auch dieser Tag dem Ende entgegen.
Da sich die Exkursion zu diesem Zeitpunkt schon zu Ende neigte und wir langsam aber sicher unser letztes Ziel Tiflis in Angriff nahmen, fuhren wir über Umwegen in Richtung Hauptstadt. Mit mehreren Zwischenstopps in Gori, einer Stadt die im Krieg vor zwei Jahren mit als erstes von den Russen angegriffen worden ist und einer Übernachtung in der Nähe von Gelati die wohl den meisten Exkursionsteilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Nach mehreren Stunden Suche nach einem geeigneten Platz wo wir unsere Zelte aufschlagen konnten, fragten wir in einem kleinem Dorf nach und erhielten die Erlaubnis auf einem kleinen Wiesenstück zu übernachten. Wir waren schnell die Attraktion im Dorf und Leute brachten uns frische Nüsse, Äpfel und Birnen. Nach einer halben Stunde kam Dato, ein im ersten Augenblick furchteinflößender Mensch, zu uns und hat gemeint, in einer Stunde gibt es Essen und wir müssen doch alle kommen. Die Tafel wird gerade gedeckt.
Aha, dachten wir uns. Eine Einladung lassen wir uns doch nicht entgehen. Und schon wurden wir eine Stunde später durch Datos Weinkeller geführt, erhielten alle einen Platz an der reichlich gedeckten Tafel und unterhielten uns mit Hand und Fuß mit der Nachbarschaft.
Der Weinkeller wurde auch nicht umsonst gezeigt, jeder bekam ein Glas mit Wein und Dato hielt eine Rede. „Georgian rule: I make toast, then drink. Then you drink!“ Diesen Satz mussten wir an diesem Abend mehr als einmal hören. Und kaum war das Glas ausgetrunken, dann war es auch schon wieder voll. Aufgefüllt von hilfsbereiten Nachbarn und deren Kindern.
Bis sehr spät in die Nacht wurde noch getanzt, gesungen und sehr viel gelacht, während die leeren Weinflaschen sich langsam ansammelten.
Die Frage, wie Daniel in der nächsten früh auf den Beifahrersitz des Lada Nivas gekommen ist als er aufwachte, ist bis heute ein ungeklärtes Mysterium. Es gibt zwar einige Vermutungen, dass der Abend zuvor etwas damit zu tun haben könnte, aber wirklich sicher sind wir uns da noch nicht :-).
Die letzten Tage ging es dann zurück nach Tiflis. Insgesamt drei Tage verbrachten wir dort in einem sehr gutem Hotel. Wir ließen uns kulinarisch verwöhnen und gingen natürlich einmal zu einem richtigen georgischen Restaurant essen und einmal probierten wir Indisch aus.
Die Stadt bietet extreme Kontraste von reich und arm und so schauten wir uns Wohnviertel mit Plattenbauten an, das armenische Viertel sowie ein aufgewertete Viertel mit moderner Architektur.
Die Zeit ging schnell vorbei und ehe wir uns versahen, saßen wir auch schon wieder in unserem Flieger in Richtung Deutschland.