Wetterstein

startAuf der Sonnenseite
Zusammen mit Alex habe ich mich kurzfristig entschlossen, zum Alpinklettern in die Berge zu fahren. Unser Ziel war die Südseite des Wettersteingebirges. Die Fahrt dorthin startete um 9.30 Uhr am Hauptbahnhof in Nürnberg und endete nach 6 mal umsteigen gegen halb vier in Oberleutasch. 

Der nette Busfahrer ließ uns direkt am Anfang des Wanderwegs zur Wettersteinhütte raus. Nach einer knappen Stunde Aufstieg waren wir da und gönnten uns erstmal ein Getränk und den Panoramablick auf der Sonnenterasse.

Danach planten wir unsere Tour für morgen, packten die Sachen und versorgten unsere Bäuche mit Kaspressknödelsuppe.

Um 7 Uhr war aufstehen und frühstücken angesagt, eine halbe Stunde später liefen wir los Richtung Scharnitzspitze, die schon in der Morgensonne leuchtete.

Der Einstieg war nicht ganz eindeutig, aber nach der ersten Seillänge passte die Routenbeschreibung und so folgte ich den neuen Bohrhaken. Knackig für 6- dachte ich mir, aber gut… dann wurden die Haken weniger und deutlich schlechter, bis ich nach langem Probieren, vor dem vermeintlich im Führer genannten „Steilaufschwung“ kapitulierte. Ich baute einen Stand an Keilen und Friends und holte Alex nach. Irgendwie kam uns die Sache spanisch vor. Wir beschlossen, den Überhang technisch zu überwinden, was schließlich auch gelang. Darüber stellten wir nun endgültig fest, dass die eigentliche Route „Hannemann“ etwa 10 Meter weiter rechts verläuft, also querten wir zum Standplatz. 

Von da aus waren die restlichen vier Seillängen leicht zu finden und schnell überwunden. Am Gipfel genossen wir beste Aussicht auf das Inntal, Zillertaler und Stubaier Alpen und den Alpenhauptkamm im Süden, Zugspitzmassiv im Westen, Oberreintalhütte und Garmisch-Partenkirchen im Norden und Schüsselkar + Karwendel im Osten. 

Der Abstieg verlangte Konzentration, denn bis zur Abseilpiste in der östlichen Wangscharte muss man ein gutes Stück im schrofigen 2er-Gelände abklettern. 

Aus der Scharte seilten wir zweimal bis zum Wandfuß ab und fuhren durchs Geröllfeld ab Richtung Hütte. Dort gingen wir mit Hilfe des Kletterführers noch mal unseren Verhauer durch und stellten fest, dass der Einstieg der Route „Hannemann“ zwar richtig ins Übersichtsfoto aber falsch und irreführend ins Topo gezeichnet ist. Deshalb waren wir zuerst unwissend in der Nachbarroute „Spitzenstätter“ geklettert und schließlich nach der zweiten Länge in die „Hannemann“ gequert. Doof gelaufen, aber der Leberkäs mit Spiegelei und Bratkartoffeln machte alles wieder gut!

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker, aber es regnete, also ausschlafen. Nach dem Frühstück und etwas rumsitzen, Zeitschriften anschaun und Karteln beschlossen wir, wenigstens ein Stück zu wandern. Als der Regen aufhörte und der Nebel sich etwas lichtete gingen wir los zur Gehrenspitze. Auf dem Weg begegneten wir ganzen Herden von Gämsen und als wir oben waren, standen wir im Nebel und es fing an zu schneien.

Die Aussicht war daher eher beschränkt und recht ungemütlich wars auch. Darum schnell zurück in die Hütte. Den restlichen Tag verbrachten wir damit, möglichst effektiv die Zeit tot zu schlagen. Nachdem wir irgendwann keine Karten mehr sehn konnten und auch die letzte Ausgabe der „Tirolerin“ mehrmals studiert war, befanden wir uns kurz vor dem Hüttenkoller. Ein bisschen mit dem Hüttenhund vor der Hütte spielen brachte etwas Abkühlung. Später gabs was zu Beißen und wir unterhielten uns noch den ganzen Abend mit den netten Hüttenleuten, da wir die einzigen auf der Hütte warn. Nach einem leckeren Haselnussschnaps verzogen wir uns dann ins Lager.

Heute war die Zeit knapp, deswegen Aufstehen schon um 6 Uhr. Als erstes der spannende Blick aus dem Fenster: Wie ist das Wetter? – Sehr gut, sternenklar, juhuu das heißt wieder klettern! 

Schnell gefrühstückt und los zum Schüsselkar zur Route „Siemens/Wolf“. Schon während des Zustiegs hatten wir ein traumhaftes Panorama mit Alpenglühen und einer Inversionsschicht in den Tälern. 

Zwar schien die Sonne schon in die Wand, trotzdem war der Fels in der ersten Seillänge eiskalt und die Hände wurden taub. Weiter oben wurde es dann zum Glück wärmer und die Kletterei war ein wahrer Genuss in rauem Kalk – mit grandioser Fernsicht. 

Ohne Probleme standen wir nach 2 ½ Stunden am Ausstieg unserer Tour auf dem Westgrat der Schüsselkarspitze. Nach einer kurzen Rast suchten wir den Abstieg. Da dieser nicht ganz klar war und schon wieder mit sehr ausgesetzten Bruchklettereien verbunden war, entschieden wir uns, über die Route abzuseilen. Da außer uns niemand in der Route unterwegs war, ging das auch ohne größere Probleme. 

Mittags waren wir zurück an der Hütte und gönnten uns ein Essen und ein Schnaps auf der gut besuchten Terrasse. 

Schließlich stiegen wir ins Tal ab und versuchten nach Mittenwald zu trampen, da das unsere Fahrzeit deutlich verkürzt hätte. Zwar hielten immerhin 3 Autos, allerdings fuhren die leider alle nicht weit genug oder wo anders hin. Also doch mit dem Bus nach Mittenwald und von dort weiter mit dem Zug (immerhin diesmal nur mit 1x Umsteigen) nach Nürnberg.

Fazit: ein sehr lohnendes Gebiet mit tollen Klettereien, durch die Südexposition vor allem im Herbst, Winter und Frühling attraktiv. Die Wettersteinhütte bietet sich als Unterkunft an und hat auch fast das ganze Jahr geöffnet (www.wettersteinhuette.at). Zustiege von der Hütte zum Fels zwischen 1 und 2 Stunden. Essen sehr lecker und Hüttenwirte sehr nett und lustig. Gut mit ÖPNV erreichbar.

Beni Köstler im September 2010

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