Georgien Teil I – Einmal Steppe und zurück

GeorgienVon Mitte August bis Anfang September begaben sich einige Bergmariechen (Beni, Isa, Jana, Sabrina, Tobi und Tom) unter fachkundiger Führung nach Georgien und den dort angrenzenden Kaukasus. Von der Universität Erlangen als große Exkursion im Bereich der Kultur- sowie Physischen Geographie angelegt, ging es darum das Land und die Leute näher kennen zu lernen.

Am 11.August ging es erst einmal zum Münchner Flughafen, von dem unser Flieger direkt nach Tiflis oder auf georgisch Tblisi, der Hauptstadt Georgiens ging.

01_Flug

Mitten in der Nacht wurden dann nach einiger Zeit endlich die Autos an unsere Gruppe übergeben. Für unsere Rundreise quer durch das Land wurden wir mit mehreren Geländewagen ausgestattet. Zum Glück, wie wir später noch feststellen mussten. Darunter befanden sich unter anderem auch unser geliebter Lada Niva, mit dem wir einige lustige Abenteuer erlebt haben. Aber dazu weiter unten mehr.

03_Terek

Erst einmal ging es völlig übermüdet los in Richtung Norden zur russischen Grenze. Unser erstes Ziel war das Terektal in dem wir unsere erste Nacht mit den Zelten verbringen wollten. Stetig bergauf ging es das erste Mal in den Kaukasus.

02_Gudauri

Durch Gudauri hindurch, wo vor einiger Zeit mit österreichischer Unterstützung das Skigebiet Georgiens schlecht hin entstanden ist und ungefähr die Hälfte aller Häuser seit dem halb fertig auf die Fertigstellung warten. Weiter über einen Pass entlang der militärischen Hauptverbindungsstraße der ehemaligen Sowjetunion bis zum Abzweig in ein großes Tal über das wir in das Terektal fahren wollten.

10_Terek

Allerdings wollte uns das auf Anhieb nicht gleich gelingen. Die georgischen Holperstraßen (Rumänien war dagegen EU-gesponserte Verwöhnungstraße), zollten schnell ihren Tribut.

04_Platt

Beim Lada Niva verstopfte plötzlich die Benzinzufuhr und ein Reifen des schwarzen Nissans entschied sich keine Lust mehr zu haben und platzte einfach. Dummerweise gerade einmal 300m vor dem höchsten Punkt. Und das bei praller Sonne und auf einem steilen Stück Schotterpiste nach oben. Die restlichen Autos begnügten sich nur damit völlig vor sich hinzudampfen und ein wenig zu überhitzen.

07_Sabrina

Während ein Teil der Gruppe mit den mittlerweile abgekühlten Autos das restliche Gepäck zum Ziel brachte und ein zweiter Teil durch die Hitze hinterher torkelte, montierte ein dritter Teil den Ersatzreifen mit Hilfe von einigen Polizisten die mit ihrem Truck dummerweise nicht am defekten Auto vorbei kamen.

08_Terek

Letztendlich kamen alle Teilnehmer nach knapp 30 Stunden Reise sicher und total erschöpft am Abend im Terektal an. Die Zelte wurden aufgebaut, es wurde gevespert und gebadet und die beeindruckenden Sinterterrassen die an den flachen Hangausläufen wachsen wurden genauer unter die Lupe genommen.

05_Sinter 06_Sinter 09_Terek

Der nächste Tag führte uns nach Stefansminda oder auch Kaspeki. Dies ist der letzte Ort vor der russischen Grenze und liegt am Fuße des Kaspeks, den man angeblich nur 30 Tage im Jahr ohne Wolken sieht. Wir hatten beide Tage Glück und konnten den beeindruckenden Vulkan in seiner vollen Pracht genießen. Für Bergsteiger gilt allerdings erstmal eine Gebühr zu entlohnen und das Besteigen ist außerdem nur mit Begleitung eines georgischen Bergführers erlaubt.

14_Kaspek

Nachdem wir uns noch die Hauskirche des Kaspeks angeschaut hatten, die idyllisch auf einem Vorhügel liegt, ging es direkt zur russischen Grenze. Allerdings zogen gegen Nachmittag Wolken auf und wir konnten nicht wie erhofft einen Blick auf den Kaspekgletscher werfen.

11_TomBeni

Deswegen suchten wir uns einen schönen Zeltplatz auf der Grundmoräne des Gletschers und bauten dort unsere Zelte auf. Mit Bier, bouldern und Blödeleien ging auch dieser Tag zu Ende.

13_Kaspekcamping

Am nächsten Morgen ging es früh schon wieder los. Ein weiterer Versuch wurde gestartet den Gletscher zu sehen. Also nochmal zur russischen Grenze und diesmal konnten wir den Gletscher sehen. Jedoch drängte uns die Zeit, da wir noch einen weiten Weg vor uns hatten und bei den örtlichen Straßenverhältnissen kommt man nicht gerade schnell voran.

12_Benibier 15_Sinter

Das Tagesziel war Signati. Die Vorzeigestadt der georgischen Weinproduktion. Von politischer Seite stark gefördert sieht die Stadt sehr gepflegt und wenig heruntergekommen aus. Wir waren in mehreren Häusern untergebracht und wohnten mitunter im Wohnzimmer der dort lebenden Familien. Das ist afangs etwas anders als bei uns, aber man gewöhnt sich doch ziemlich schnell daran. Am Abend wurde der Hunger in einem netten Restaurant gestillt. Dort haben wir auch zum ersten Mal die Lebensfreude der Georgier hautnah miterleben dürfen und mussten auch kräftig mitfeiern. Das Essen ist unglaublich lecker: Hatschapuri, Auberginen mit Walnußpaste, frische Tomaten und Gurken, gefüllte Teigtaschen und und und. Dazu gab es selbstgemachten Hauswein aus dem Horn, wobei sich einige fragten warum sie nicht blind geworden sind. Doch schon nach dem zweiten Glas Wein kann man diesen vielleicht nicht genießen, aber trotzdem ganz gut trinken.

16_Signati Signagi tanz

Bis spät in die Nacht wurde getrunken und getanzt. Als die letzten Leute das Restaurant verließen wurden sie auch freundlich darauf hingewiesen, dass wir vielleicht auch zahlen sollten :-).

Den nächsten Tag verbrachten wir zum Teil in der Stadt und besichtigten noch einen typisch georgischen Friedhof. Auf einem typisch georgische Grabstein gibt es keine gemeißelten Schriften, sondern abgefahrene Bilder von den Verstorbenen. Zum Teil in Farbe oder mit ihrem Auto zusammen. Auch Plastikkreuze sind zu finden.

Grab

Den restlichen Tag verbrachten wir wieder mit Autofahren. Das Höhlenkloster von David Geratzje stand als nächstes auf dem Ziel. Mitten in der Steppe gelegen ist das Kloster in den Fels gehauen und wird auch heute noch von Mönchen bewohnt und betreut. Deswegen ist nur ein kleiner Teil einsehbar und für die Touristen zugänglich.

17_Steppe

Einer Staubspur immer der Asserbeizanischen Grenze folgend, fanden wir einen perfekten Zeltplatz mitten im Nichts. Gras soweit das Auge reicht. Das ist also die Heimat von giftigen Schlangen und Kojoten. Davon haben wir glücklicherweise nichts gesehen. Nur einige Gottesanbeterinen und ziemlich häßliche Spinnen werkelten fröhlich im Gestrüpp vor sich hin. Unser Dozent erklärte, dass das Gebiet das trockenste in ganz Georgien ist und es hier nur sehr, sehr selten regnet. Kaum haben wir einige Minuten gewartet hat es auch schon angefangen. Die Temperaturen sanken auf ein erträgliches Maß und wir waren glücklich dass wir Regen in der Steppe miterleben durften. Damit wir aber nicht vergaßen wie weit die Grenze weg war, wurden wir Abends nochmal durch ein paar Schüsse daran erinnert.
Nach einem ausgiebigen Abendessen und einigen philosophischen Anfällen ging es in die Zelte.

18_Steppe Camping

Wie jeden Morgen ging es sehr früh los. Kurzes Frühstück, Zeltlager abbrechen und die Autos beladen. Kolonne bilden und los ging es. Am Wegesrand lag ein umgekipptes Auto und wir dachten uns erstmal ein krass. Die lassen einfach alles stehen und liegen. Doch als plötzlich einer unserer Dozenten durch die Vorderscheibe rausgestolpert kam, war uns klar, dass das umgekippte Auto zu uns gehörte. Unser kleiner Lada Niva. Frontscheibe rausgeflogen, das rechte Vorderrad war komplett verzogen und sämtliche Spiegel waren abgebrochen. Nach einer kurzen Bestandsaufnahme konnten wir glücklicherweise feststellen, dass niemanden ernsthaft was passiert ist. Bis auf den Schrecken und einige blaue Flecken sind alle heil geblieben. Nachdem wir das Auto wieder hingestellt hatte, versuchten wir die Windschutzscheibe wieder rein zu basteln. Dummerweise war der ganze Fensterrahmen verzogen und die Scheibe passte nicht mehr genau rein. Wozu gibt es aber Tape. Dummerweise habe ich auf meiner Seite vergessen die Tür vorher aufzumachen und ohne großartig nachzudenken, habe ich fröhlich die Tür mit zugetapt.

Lada

Jetzt hieß es erst einmal Planänderung. Eigentlich wollten wir direkt von der Steppe nach Armenien fahren. Allerdings war dies mit dem kaputten Niva nicht mehr möglich. Also zurück nach Tiflis um den Lada reparieren zu lassen, bzw. abzugeben. Die Leute aus dem Auto wurden auf die restlichen Autos aufgeteilt und gegen späten Nachmittag ging es letztendlich doch noch zur armenischen Grenze. Nach drei Stunden warten, konnten wir irgendwann um 2 Uhr nachts unsere Füße auf armenischen Boden setzen. Völlig übermüdet suchten wir eine Unterkunft oder einen Platz wo wir unsere Zelte aufstellen konnten. Dabei musste allerdings eine schwarze Katze ihr Leben lassen. Irgendwann fanden wir doch noch ein Hotel, welches einige Zimmer für uns über hatte und dankbar fielen wir auf die Betten, Sofas und Isomatten und schliefen sofort ein.

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