Ausgerechnet das kälteste Wochenende des Winters suchten Philipp und ich uns aus, um ein verlängertes Wochenende in die Silvretta zum Tourengehen zufahren. Von Gaschurn aus stiegen wir am Freitag Richtung Tübinger Hütte durch das Garnertal auf. Zuerst auf einem Ziehweg durch hübsch verschneiten Winterwald, bis die Bäume sich lichteten und es das flache Tal entlang ging.
Landschaftlich wunderschön ging es sehr einsam durch unverspurten Schnee die knapp 1300 Höhenmeter zur Hütte rauf. Der Aufstieg dauerte aufgrund des anstrengenden Spurens länger als erwartet, wir erreichten den Winterraum der Tübinger Hütte gerade noch vor der Dunkelheit.
Dort waren wir alleine und mussten erstmal den Ofen anheizen (zum Glück hatten wir eine Bildzeitung dabei, die sich hervorragend dazu eignete). Mit geschmolzenem Schnee kochten wir uns Nudeln und Tee, eine kleine Wärmeinsel in dieser eisigen Bergwelt.
Da wir sowieso alleine waren und die Temperatur im Schlaflager um die -20°C lag, machten wir es uns mit unseren Schlafsäcken, die wir zum Glück mitgenommen hatten, direkt neben dem Ofen gemütlich.
Am nächsten Morgen gab es im Backofen getoastetes Brot und wieder warmen Tee bevor wir uns aus der Hütte wagten. Als Ziel hatten wir uns die westliche Plattenspitze ausgesucht. Vor der Hütte bot sich uns ein einzigartiges Winterpanorama, mit schroffen Berggipfeln und unendlich viel unberührtem Schnee. Motiviert stapften wir los und schnell wurde uns beim Spuren warm.
Doch schon nach etwa 100 Hm wurden wir zögerlich, denn die Aufstiegsroute führte uns durch jede Menge Triebschnee, der nur schwer zu erkennen und kaum zu umgehen war. Risse in der Schneedecke, die sich beim Aufstieg bildeten gaben uns ein deutliches Warnzeichen und bewogen uns dazu umzudrehen und es an einer anderen Stelle zu versuchen. Doch auch ein zweiter Versuch blieb erfolglos, wir wollten zu Zweit in dieser verlassenen Umgebung kein Risiko eingehen. SO vergnügten wir uns erstmal mit mehreren genialen Pulverabfahrten in dem kleinen, aber sicheren Hang oberhalb der Hütte, ein Traum!
Nach einer Pause in der Hütte beschlossen wir noch einen Versuch zur Plattenspitze über eine andere Route zu starten. Wieder lief es anfangs gut, wenn auch durch verblasenen Schnee, bis wir zu einem kurzen Steilaufschwung gelangten. Skeptisch wegen des Triebschnees überlegten wir und entschlossen uns, vorstichtig, einzeln weiterzusteigen. Doch schon beim nächsten Schritt gab es dieses berüchtigte „Wumm“-Geräusch… gleichzeitig bildete sich oberhalb von uns ein langer Riss in der Schneedecke und ein Stück rehts von uns geriet der Schnee mit einem leisen zischen ins Rutschen! Zum Glück kam die kleine Lawine schnell wieder zum Stehen, so dass uns nichts passierte.
Geschockt von diesem hautnahem Ereigniss fellten wir ab und fuhren vorsichtig, mit flauem Gefühl im Magen zurück zur Hütte. Dort gönnten wir uns zur Entspannung erstmal nen Schnaps und ne heiße Suppe, bevor wir uns schlafen legten.
Am nächsten Morgen haben wir gepackt, die Hütte aufgeräumt und sind zurück Richtung Gaschurn abgefahren. Dabei wurden wir, zwischen den flachen Laufstücken immer wieder mit schönen Pulverhängen belohnt.
Unten am Parkplatz gabs ne Brotzeit und anschließend starteten wir noch eine Skitour aus dem Tal Richtung Schafboden. Der Aufsteig führte uns durch einen sehr steilen, dick verschneiten Wald, bis auf eine Lichtung, wo wir wegen der Zeit umdrehten und eine sehr spassige Abfahrt hatten.
Trotz Kälte und begrenzten Tourenmöglichkeiten hatten wir eine Menge Spass und besten Schnee an diesem Wochenende. Dazu haben wir einiges über Lawinen gelernt.
Beni Köstler im Februar 2012