Es begann mit einer Einladung von Marco, ihn im Ferienhaus seiner Eltern an der spanischen Küste besuchen zu kommen. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und so kam es, dass Steph und ich Ende September im Flieger von Memmingen nach Reus saßen. Marco war ja eh schon seit 2 Monaten unten, ein Freund von Steph und Philip wollten Nachkommen. Nach einem kurzen Flug, mit traumhaften Blick auf die Alpen landeten wir Abends auf spanischem Boden und wurden von der Sonne empfangen.
In der Nähe des Flughafens holten wir unseren Mietwagen ab und mussten noch etwa 1 ½ Sunden an der Küste nach Süden fahren, bis Alcanar. In einem kleinen Ort auf einem Hügel inmitten von Orangenplantagen befindet sich unsere Unterkunft. Marco empfingt uns fröhlich und nach dem Essen gings ins Bett. Für die nächsten drei Wochen stand vor allem viel Klettern, Baden, Chillen, Essen und Spass auf dem Programm.
Das Haus ist der Hammer, richtig groß, gemütlich, mit vielen Sonnenterrassen (inkl. Meerblick) und ein großer Pool ist auch nicht weit.
Man merkt, auch die Bergmariechen werden langsam alt und genießen die Vorzüge einer komfortablen Unterkunft, statt unter irgendwelchen Felsen zu biwakieren… Vom Haus aus, starten wir fast jeden Tag zum Klettern. Um zu den Felsen zu kommen mussten wir Fahrzeiten zwischen 15 min und gut 1 Std. in Kauf nehmen, was aber angesichts der spanischen Strassen auch Spass machte (zumindest mir, als Fahrer 🙂 ).
Das näheste Klettergebiet ist das Montsiagebirge und erhebt sich direkt hinterm Ort. Dort gibt es schöne Ein- sowie Mehrseillängenrouten mit Meerblick und Bergambiente. Ein anderes, sehr lohnendes Kletterziele war Murs, ein langer, hoher Felsriegel, mit rauem Kalk und technischer Kletterei, das ganze mit schönem Panorama ins spanische Hinterland.
Auch Morella ist ein Topgebiet, idyllisch gelegen, gibt’s hier lange Sportkletterwege und Mehrseillängen in orangenem Fels, bester Qualität. Ein Sektor hat gar etwas magisches, denn man wandert auf einen Hügel und befindet sich dann in einer Art Felsarena, echt super schön! Und die Kletterei erst, 35m lange Sinterrouten… ein Traum!
Achja, Xert, auch das, ein super ruhig gelegenes Gebiet, mit vielen Sektoren und bis 37m langen Ausdauerrouten. Die Felsqualität war immer bestens, so rau, als wäre noch niemand nach dem Erstbehgeher geklettert! Dank Marcos fortgeschrittenen Spanischkenntnissen konnten wir auch mal nach dem Weg fragen. Das sah dann ungefähr so aus: Marco frägt einen alten Mann auf spanisch nach dem Weg, der alte Mann antwortet auf spaisch. Während der Erklärung nickt Marco freundlich mit dem Kopf und sagt immer wieder „Vale, vale!“ (ok!). Der alte Mann redet weiter und weiter und Marco sagt weiter nett „Vale!“. Nach 5 Minuten winkt der Mann und läuft vor unserem Auto her, um uns den Weg zu zeigen. Jetzt gibt Marco auch zu, dass er nix verstanden hat ;). Ein Stück weiter weg, deswegen sind wir dort auch eine Nacht mit dem Zelt geblieben, liegt die Schlucht von Montanejos. Dieses Klettergebiet hat einen eigenen Kletterführer, der 400 Seiten stark ist.
Und wenn man da ist, weiß man auch warum: mehrere Schluchten mit Fels ohne Ende befinden sich hier auf kleinstem Raum. Von leichten und harten Sportklettereien bis zu langen Mehrseillängen gibt’s hier alles. Eigentlich könnte man allein hier drei Wochen verbringen, aber wir wollen noch mehr von Spanien sehn. Nordwestlich von Alcanar erstreckt sich das Portsgebirge, es ist echt eine Reise wert! Nicht nur zum Klettern, auch zum Wandern bietet sich hier die Landschaft an.
Wir waren zum Klettern in einer traumhaft schönen Schlucht, mit einem kleinen Bach und bis 200 Meter hohen Felswänden aus Konglomerat links und rechts. Wer schon mal Bilder von Meteora oder Mallos Riglos gesehen hat, wird sich beim Anblick der riesigen Felsen hier sofort daran erinnern!
Und dann war da noch das berühmt-berüchtigte Peñiscola, allein schon der Name dieses Ortes weckt das Interesse des einen oder anderen deutschen Touristen ;). Und es ist echt schön dort, eine alte Burg, direkt auf der felsigen Steilküste über dem Meer. Darunter 25 Meter lange Klettertouren, direkt über der Brandung!
Doch leider bleibt uns das Gebiet mit einem Schrecken in Erinnerung, denn als wir das zweite mal zum Klettern da warn, passierte ein Unfall. Der australische Freund von Steph stürtze, dabei ist ein Haken abgebrochen (!) und er landete sehr unsanft auf einem Felsblock. Darauf alarmierten wir die Rettung und als die endlich da waren wurde die Aktion immer Spektakulärer. Das Ende vom Lied war, dass Stephs Freund unter den Augen von etwa 50 Schaulustigen mit dem Seil vom Heli geborgen wurde und ins Krankenhaus geflogen wurde. Zum Glück, stellte sich wenige Stunden später heraus, war nichts gebrochen, sondern nur ordentlich verstaucht. Ein Tag später durften sich die „treis alpinistas australiano“ sogar über einen Artikel in der Lokalzeitung Mediterraneo freuen. Was wir daraus lernen? Vorsicht mit Haken direkt am Meer, das Salzwasser scheint ziemlich aggressiv zu sein! Und: die Spanische Rettung ist nicht gerade die schnellste und organisierteste…
Die letzten paar Tage gingen wirs gemütlich an und waren oft im Meer baden. Und dann waren sie auch schon wieder vorbei, die 3 Wochen – viel zu schnell, aber wir haben sehr viel gesehen und erlebt in der Zeit. Eines ist sicher: Spanien, wir kommen wieder!
Beni Köstler im Oktober 2010